the future is present

   

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In "The Future is Present", I explore the natural and social transformation processes currently taking place in and around the forest ecosystem, which will influence our future understanding of nature. It has become obvious that forests - most of which have been shaped by humans - are under threat. The creation of future sustainable forests presents us with unforeseen challenges. Our own hybris of wanting to shape nature to our will, i.e. to place ourselves above nature, seems to become our downfall.

"Solastalgia" is spreading - the stressful feeling that arises when we witness the change or destruction of our own habitat.

Can modern - entirely digitally generated - forest utopias give us any comfort? With the increasing digitalization and virtualization of our lives, our experience of nature also seems to be changing. Thanks to digital connectivity, we can go on a walk through virtual forests, which seem to recreate the dwindling natural world. New, technology-based utopias will expand our ideas of nature.

 

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In "The Future is Present" setze ich mich mit den gegenwärtig zu beobachtenden natürlichen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen rund um das Ökosystem Wald auseinander, welche unser zukünftiges Naturverständnis prägen werden. Dass die - zumeist von Menschen gestalteten - Wälder bedroht sind, ist unübersehbar geworden. Die Entwicklung zukunftstauglicher Wälder stellt uns vor ungeahnte Herausforderungen. Unsere eigene Hybris, die Natur nach unserem Gusto gestalten zu wollen, sich also über die Natur zu stellen, scheint uns zum Verhängnis zu werden. „Solastalgie“ macht sich breit - das belastende Gefühl, welches sich einstellt, wenn man die Veränderung bzw. Zerstörung des eigenen Lebensraumes miterlebt.

Können uns da moderne - gänzlich digital erzeugte - Wald-Utopien Trost spenden? Mit zunehmender Digitalisierung bzw. Virtualisierung unseres Lebens scheinen sich auch unsere Naturerfahrungen zu verändern. Dank digitaler Vernetzung können wir bequem in unseren „vier Wänden“ einen Streifzug durch virtuelle Wälder unternehmen, welche die real schwindende Natur scheinbar wieder auferstehen lassen. Neue, technologiebasierte Utopien werden unsere Vorstellungen von Natur erweitern.

 

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The nine-part lenticular print "Digital Resurrection" (2023) allows the viewer to witness a metamorphosis of the forest. Depending on the viewer's position, an ideal-typical forest landscape - photographed in virtual space - or a scene in which the dense green forest has given way to clearing. The similarity of the perspective of both landscape views suggests that these are "before" and "after" photographs of the same section of forest. I took the photograph of the cleared forest area in the Taunus Nature Park; the forest in which I have been walking regularly over many years and have now been noticing the consequences of climate change.

To highlight the influence of humans on real nature I treated the prints of my photographs of deforestation with orange spray paint, the same signal color that forestry workers use to mark trees to be felled. 

The metamorphosis taking place before the viewer's eyes - from intact forest to deforestation, from real to virtual landscape - takes place against the backdrop of a historical depiction of a primeval forest and thus refers to the very long and eventful history of nature, in which we humans play a comparatively short but very consequential role. The depiction of the primordial forest from a science book is reminiscent of a cyanotype, the technique used by the English botanist and photographer Anna Atkins from 1840 on to photographically record her plant studies. The installation emphasizes that our perception of nature has always oscillated between fiction and reality.

 

DE

Der neunteilige Lentikulardruck "Digital Resurrection" (2023) lässt den Betrachter Zeuge einer Metamorphose des Waldes werden. Je nach Position des Betrachters zeigt sich eine idealtypische - von mir im virtuellen Raum fotografierte - Waldlandschaft oder aber eine Szenerie, in welcher der dichte grüne Wald einer Rodung wich. Dabei suggeriert die Ähnlichkeit der Perspektive beider Landschaftsansichten, dass es sich um „Vorher“ bzw. „Nachher“ - Aufnahmen desselben Waldstücks handelt. Die Fotografie der gerodeten Waldfläche fotografierte ich im Naturpark Taunus; dem Wald, in welchem ich seit Jahren regelmäßig unterwegs bin und nun seit geraumer Zeit die Folgen des Klimawandels deutlich wahrnehme. Um den menschlichen Einfluss auf die Natur zu unterstreichen, habe ich die Drucke meiner Fotografien von gerodeten Flächen mit oranger Sprayfarbe bearbeitet, eben jener Signalfarbe, die Forstarbeiter verwenden, um zu fällende Bäume zu markieren. 

Die sich vor den Augen der Betrachter vollziehende Metamorphose - von intaktem Wald zur Rodung, von realer zu virtueller Landschaft- vollzieht sich vor dem Hintergrund einer historischen Urwalddarstellung und verweist damit auf die sehr lange und wechselvolle Geschichte der Natur, in der wir Menschen eine vergleichsweise kurze, aber dafür sehr folgenreiche Rolle spielen.

Die Urwalddarstellung aus dem Buch "Die Entdeckung der Natur" erinnert an eine Cyanotypie, jene Technik mit der die englische Botanikerin und Fotografin Anna Atkins ab 1840 ihre Pflanzenstudien für die Nachwelt fotografisch festhielt.

Die Installation macht deutlich, dass sich unser Naturbild seit jeher zwischen Fiktion und Realität bewegt hat.

 

 

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The wall installation "Digital Echos, Solid Relicts" made from 3D print filament features a "wireframe" representation of a tree trunk and refers to the creation of virtual landscapes. Photogrammetry is used to create virtual three-dimensional models of nature, which then can become part of digital landscapes. The 3D model of a real tree stump - represented by the 3D program as a mesh or wireframe structure - can be seen as a digital echo of real nature. 

 

DE

In der Wandinstallation "Digital Echos, Solid Relicts" verweist eine aus 3D-Druck Filament gefertigte „Wireframe“-Darstellung eines Baumstammes auf die Schöpfung virtueller Landschaften. Mittels Photogrammetrie werden virtuelle dreidimensionale Abbilder von Natur erstellt, die dann Teil digitaler Landschaften werden. Das von mir erstellte 3D-Abbild eines realen Baumstumpfs, welches vom 3D-Programm u.a. als Netzstruktur dargestellt wird, kann als digitales Echo der realen Natur betrachtet werden. 

 

 

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In addition to the digital reconstruction of nature, I artistically investigated the possibility of the real reconstruction or simulation of natural entities. Inspired by the Japanese Kintsugi practice, in which new life is breathed into broken things through visible repair as a sign of respect, the tree-like sculpture "Reconnecting With You" was built from the green cuttings of a corkscrew hazelnut tree. The orange-colored fractures and joints refer to the imperfection of the attempt and thus to the limitations of man to restore what seems to emerge so effortlessly in nature. The microscope image of the shoot axis of the same tree projected onto the tree reconstruction highlight the complex structure of the tree and the associated natural processes that make its life and growth possible in the first place.

 

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Neben der digitalen Rekonstruktion von Natur untersuchte ich künstlerisch die Möglichkeit der realen Rekonstruktion bzw. Simulation von natürlichen Einheiten. Inspiriert von der japanischen Kintsugi-Praxis, bei der als Zeichen der Wertschätzung zerbrochenen Dingen durch sichtbare Reparatur neues Leben eingehaucht wird, wurde die baumähnliche Skulptur "Reconnecting With You" aus dem Grünschnitt eines Korkenzieherhaselnussbaumes gebaut. Die orangefarbenen Bruch- bzw. Verbindungsstellen verweisen auf die Unvollkommenheit des Versuches und damit auf die Begrenztheit des Menschen, jenes, was scheinbar so mühelos in der Natur entsteht, wiederherzustellen. Die auf die Baumrekonstruktion projizierte Mikroskopaufnahme der Sprossachse des gleichen Baumes, verweist auf die komplexe Struktur des Baumes und die damit einhergehenden natürlichen Prozesse, die sein Leben und Wachsen erst ermöglichen.

 

 

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The spatial installation "Virtual Verdure" is the result of my artistic exploration of virtual forest landscapes. I was particularly interested in the questions: How does digitalization change both our ideas of landscape and our understanding of nature? And why are we digitizing nature at all?

Virtual forest landscapes are not only programmed for entertainment. Digital twins of real forests are currently being "built" in order to be able to investigate the latter more effectively. For my installation, I experimented with various digital imaging techniques to gain experience both as a user of virtual forest landscapes and as a producer. These included in-game photography, photographing in video games, as well as photogrammetry, for which a virtual landscape model is created from many individual photographs; and 3D printing of virtual plant models.

 

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Die Rauminstallation "Virtual Verdure“ ist das Ergebnis meiner künstlerischen Auseinandersetzung mit virtuellen Waldlandschaften. Dabei interessierten mich vorallem die Fragen: Wie verändert die Digitalisierung sowohl unsere Vorstellungen von Landschaft als auch unser Naturverständnis? Und warum digitalisieren wir überhaupt Natur?

Virtuelle Waldlandschaften werden nicht nur für Computerspiele programmiert. Derzeit werden digitale Zwillinge von realen Wäldern „gebaut“, um letztere besser untersuchen zu können. Für meine Installation experimentierte ich mit verschiedenen Techniken digitaler Bildgebungsverfahren, um sowohl Erfahrungen als Nutzer virtueller Waldlandschaften zu sammeln als auch als Produzent. Dazu gehörten InGame Photography, das Fotografieren in Videospielen als auch Photogrammetrie, für die aus vielen Einzelfotografien ein virtuelles Landschaftsmodell erstellt wird; und dem 3D-Druck virtueller Pflanzenmodelle.

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By digitizing nature, we can potentially render it "immortal". Various institutions are working on "digital twins" of forests for research purposes. What would it be like if we were able in the future to produce biological cell structures using 3D printers in order to transform digital twins of vegetation back into a physical form? This thought experiment I pursued by having 3D models of virtual plants - which were intended exclusively for use in digital space - 3D printed with a bio-based material. The result "(Not so) Virtual Life" shows that this technological "growth process", in contrast to the natural one, requires the construction of a supporting structures reminiscent of aerial roots, which enable the print of the filigree plant anatomy. Will this kind of life, which does not grow, reproduce or even exist in nature, remain a utopia?

 

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Indem wir die Natur digitalisieren, können wir sie potentiell „unsterblich“ machen. An „Digital Twins“ von Wäldern arbeiten bereits verschiedene Institutionen zu Forschungszwecken. Ihnen geht es vornehmlich darum, die komplexen Prozesse in diesen Biotopen zu verstehen und zu überwachen. Dafür generieren sie digitale Kopien realer Waldflächen.

Wie wäre es nun, wenn wir zukünftig in der Lage wären, biologische Zellstrukturen mit entsprechenden 3D-Druckern zu fertigen, um damit Digital Twins von Vegetation wieder in eine physische Gestalt zu überführen? Diesem Gedankenexperiment ging ich nach, indem ich 3D-Modelle virtueller Pflanze, welche ausschließlich für den Einsatz im digitalen Raum vorgesehen waren, mit einem biobasierten Material 3D drucken ließ. Wie das Ergebnis des Experiments "(not so) Virtual Life" zeigt, erfordert dieser technologische "Wachstumsprozess" im Gegensatz zum natürlichen, die Konstruktion eines an Luftwurzeln erinnernden Stützapparates, der die filigrane Pflanzenanatomie erst ermöglicht. Wird diese Art von Leben, das nicht wächst, sich nicht fortpflanzt oder gar in der Natur existiert, eine Utopie bleiben?

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For "High Speed Nature", I photographed a forest landscape in a computer game and then scanned the photo print. During the scanning process, I provoked image disturbances through interventions that reference the technical origin of the landscape.

In order to be able to immerse oneself in virtual landscapes, but also to program them, data networks (and massive energy ressources) are required. In this installation the network aspect is indicated on the one hand by the fiber optic cables that run through the forest representation. On the other hand, there are depictions of data cables in our real environment that are still visible when they are laid, but disappear into the ground or behind walls as they are networked. With our progressing digitalization attempts, a man made information network will more and more intertwine with the roots of our plant environment.

 

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Für "High Speed Nature" fotografierte ich eine Waldlandschaft in einem Computerspiel und scannte den Fotodruck danach ein. Während des Scanprozesses provozierte ich durch Interventionen Bildstörungen, die auf den technischen Ursprung der Landschaft verweisen. Um in virtuelle Landschaften eintauchen zu können, aber auch zu deren Programmierung bedarf es Datennetzwerke. Darauf deuten zum einen die Glasfaserkabel, welche die Waldabbildung durchziehen. Zum anderen sehen wir Aufnahmen von Datenkabeln in unserer realen Umwelt, die während ihrer Verlegung noch sichtbar sind, im Zuge ihrer Vernetzung aber im Erdreich bzw. hinter Mauern verschwinden. Im Laufe der Jahre bildet sich so ein von uns nicht wahrnehmbares Informations- bzw. Datennetzwerk parallel zum Wurzelwerk unserer pflanzlichen Umgebung - eine Vernetzung von Natur und

Menschgemachtem.